... G o l d i g s  L a u b ...

 

Die Autorin Hedy Meier aus Wetzikon erzählt mit 80 Jahren Geschichten und kramt in ihren Erinnerungen aus ihrer Jugendzeit im Tösstal. Heitere und ernste Erlebnisse, welche auch mit der heutigen Zeit in Verbindung gebracht werden.

Umfang 92 Seiten
Format 13 x 20 cm, gebunden
Fr. 29.–
ISBN 3-85981-202-5

Bestellen Sie das Buch online... Im Jahre 2001 erfolgte die 2. Auflage

 

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Montag, 6.3.00

 

TA 
29.2.2000
Seite: 25

  CLICK:Tages-Anzeiger

 

Der „Tößthaler“ schreibt dazu am  4. März 2000 "Gschichte us em Tösstal"

„S‘ hät Gfreut’s und Leid’s z’verwerche“

«S’ hät Gfreut’s und Leid’s z’verwerche gä», schreibt die 80-jährige Hedy Meier-Trachsler, die in der «Breiti», ob dem Steigli (Frohwies), Gemeinde Wildberg, an der Strasse nach Schalchen aufgewachsen ist und heute in Wetzikon lebt. Ihre Kindheits- und Schulzeit-Erinnerung sind eben erst im Büchlein «Goldigs Laub – Gschichte us em Tösstal» beim Buchverlag der Zürcher Oberland Medien AG erschienen.

Das hübsche Büchlein enthält einen bunten Strauss Geschichten in Mundart und Schriftsprache sowie etliche Fotos und auch Zeichnungen aus alten Zeiten. Die Autorin erzählt darin lebendig und voller Begeisterung fürs Schöne, ohne Tragisches oder Wehmütiges, Schlimmes oder Trauriges wegzulassen, wie sie als Kind ihre Zeit im Tösstal erlebt hat.

Hedy Meier wurde 1920 als jüngstes von drei Geschwistern in die Bauernfamilie Trachsler, Breiti, geboren. Sie besuchte die ersten sechs Klassen in der Acht-Klassen-Schule in Schalchen. Die ersten fünf Jahre wurde sie von Lehrer Bärchtold unterrichtet, bei dem schon der Vater lesen gelernt hatte und der hier über 40 Jahre Schulmeister war. In der sechsten Klasse kam ein junger Lehrer, der dafür sorgte, dass der aufgeweckte «Wildfang» in die «Seki» nach Wila konnte. «Das waren meine schönsten Jugendjahre», schreibt Hedy Meier im Lebenslauf. Und interessante dazu: Ihr Sekundarlehrer war nämlich der eben erst vom Seminar kommende Ernst Brugger, der nachmalige Bundesrat, der hier in Wila seine ersten Sporen abverdiente und später in Gossau in die Politik einstieg.

Die Geschichten erzählen vom Innenleben des kleinen Mädchens, das vom harten Bauernleben, vom Arbeiten auf dem Feld bereits als Siebenjährige, aber auch vom Menschlichen und manchmal Unmenschlichen seiner Umgebung geprägt wurde. Sechs Jahre lang litt Hedy an ihrem Schulweg nach Schalchen. Das grosse «Breitiholz» war ihr stets unheimlich. Oft ist sie hier gerannt, fremden Menschen, darunter seltsamen Individuen ausgewichen, dafür einen weiten Umweg in Kauf nehmend. Bitter, bitter kalt, im Winter 1929 bis 30 Grad minus, war es oft. Gepfadete Wege blieben Wunschtraum. Immerhin – im Winter konnten die Kinder im Schulhaus eine kleine Mahlzeit einnehmen, so dass sie den beschwerlichen Weg nur zweimal unter die Füsse nehmen mussten.

Herrlich sind die Geschichten und Beschreibungen von knorrigen, kurrligen Menschen, vom Schulfreund Walterli aus dem Nachbarshof, vom «Bräitibätz», der Onkel Jakob Trachsler, der später lange Jahre in Wiedikon als Sekundarlehrer amtete. Einige seiner gekonnten Zeichnungen schmücken das Büchlein «Goldigs Laub». Hedy Meier berichtet auch, wie das erste Telefon in der Breiti installiert wurde, auf einem Dachboden, damit niemand die Gespräche abhören möge. Gefährlich war’s manchmal für das kleine Mädchen. Einmal trat es in eine herumliegende Sense. Eine Stunde dauerte der Marsch, welchen die Mutter zum Doktor nach Turbenthal mit ihr machen musste. Zwei Zehen blieben für immer steif. Oder beim «Säulichauf», als der Bruder das Pferd Nelli nicht genügend sicherte und es samt «Säuli» in der Kiste und Hedy auf dem Wagen durchbrannte. Kiste und Kleine landeten mehr oder weniger unverletzt im Garten des Elternhauses. Eine zentrale Rolle im Leben der Hedy Meier nahm Tante Emma ein, die ledige Schwester der Mutter, die fast ihr Leben lang auf dem Hof aushalf, ohne Lohn. Sie war ein herzensgute Frau und oft die Beschützerin der «Kleinen».

Etwas lernen war dem Bauernmädchen verwehrt. Nach kurzem Welschlandaufenthalt, bei einer bösen Frau, kehrte sie sehr krank nach Hause zurück, litt lange Zeit, magerte bis auf 25 Kilogramm ab, bis endlich, im damaligen Kantonsspital Zürich, eine Fehlfunktion der Schilddrüse diagnostiziert wurde. Eine Operation, die Jahre später wiederholt werden musste, brachte etwas Besserung. Mit Fabrik- und vor allem Heimarbeit hatte Hedy Trachsler ihren Verdienst. 1943 heiratete sie Armin Meier und brachte drei Kinder zur Welt. 1951 verstarb ihre Mutter. 1952 war ein Schicksalsjahr: Am 18. Mai brannte das Elternhaus in der «Breiti» bis auf die Grundmauern ab. Der Vater, obwohl geschwächt durch ein hartes, entbehrungsreiches Leben, das er oft mit ein bisschen viel Alkohol etwas rosiger machen wollte, baute trotz seiner 76 Jahre das Haus wieder auf. Doch bald starb er, und auch die gute Tante Emma. Die Kinder verkauften das gesamte Anwesen.

Manchmal hadert Hedy Meier etwas mit dem Schicksal, fragt sich, was sie mit ihrer Zeit, ihrem Leben eigentlich gemacht habe. Doch kann sie sich nun an ihren Enkeln freuen, ihnen die Schönheiten zeigen. Spät entdeckte sie auch die Freuden des Reisens, sie malt Seide, liest und – schreibt. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann in einer schönen Alterswohnung in Wetzikon und freut sich, wenn sie nun mit ihren Büchlein, mit den lesenswerten «Gschichte us em Tösstal» anderen eine Freude bereiten kann. Ihre detailreichen Schilderungen wecken für ältere Leserinnen und Leser Erinnerungen an eigene Erlebnisse und geben der jüngeren Generation Einblick in eine Zeit, die noch nicht allzu lange zurückliegt, in ein Leben, das von Entbehrung geprägt war, wodurch aber auch die kleinen Freuden und Schönheiten einen ungleich höheren Stellenwert erhielten, als dies heute mit noch so viel Fun und Abwechslung, mit allem Geld der Welt nicht erreicht werden kann. Dies macht den eigentlichen Wert des Buches aus.

 

Hedy Meier
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Alterswohnheim Am Wildbach
Spitalstr. 22
8620 Wetzikon
Sie liest manchmal auch gerne vor: Tel 044/933 26 17
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