Die Aufgabe der Humanwissenschaft...
...sollte
es psycho-LOGISCH
doch sein, reellen Menschen in ihrem Leben in
dieser angeblich gebildeten Gesellschaft zu helfen, oder? Es geht also
nicht bloss darum eine Situation nur begrifflich "human" zu deuten,
sondern sie an der eigenen Lebenswirklichkeit zu verstehen, statt über
den "Menschen" Herrschaftssysteme
aufzubauen und solches zuzulassen, bzw. davon zu profitieren. Gelingt
dies im Extremfall des Strafvollzuges,
besteht eine gewisse Chance, dass Betroffene ihre Zeit im Gefängnis ohne
zusätzliche Schädigung überstehen. Im günstigen Fall kann im
Zusammenspiel zwischen Therapie und Strafvollzugsmassnahmen eine
Resozialisierung bewirkt werden. In der
real existierenden Gesellschaft
herrscht jedoch ein verwirrendes Nebeneinander von Systemanpassungs-,
Straf- und Heilgedanken. Wenn das für Sie ein Problem ist, wenden Sie
sich (das ist nicht ernst, sondern satirisch gemeint) an eine
psychiatrische Klinik. Das
beeinträchtigt von vornherein die Chancen jeder therapeutischen, und
erst recht jeder wirklichkeitsbezogenen Arbeit. Das kann soweit gehen,
dass die Wissensarbeit einer
Gesellschaft mehr Probleme schafft als löst; sie also nicht
mehr erstrebenswert ist! So lässt z.B. die Abhängigkeit vom durch die
Strukturzwänge streng geregelten Tagesablauf die Eigeninitiative
verkümmern. Versucht dann ein Therapeut, mit einem daran Leidenden ein
Bewusstsein für die eigene
Lebensverantwortung zu erarbeiten, geschieht dies in einem
Rahmen, der diesem Ziel krass widerspricht. Entsprechend nüchtern enden
auch viele Fallbeispiele. Die
Stabilisierung, die man bestenfalls bewirken kann, zerbrechen
in den meisten Fällen nach mehr oder weniger kurzer Zeit zurück im
Alltag, weil die widersprüchlichen Handlungsoptionen die Betroffenen
überfordern. So bringt Psychotherapie
im Strafvollzug, gemäss
Hans-Werner Reinfried, 2% der Häftlinge Gewinn, weitere 2% der
Häftlinge würden wenigstens vorübergehend stabilisiert. Um ein solches
Resultat zu erzielen, seien Therapien mit insgesamt 8% der Häftlinge
nötig. Eine Verbesserung der Ergebnisse könnte eine therapeutische
Betreuung in „Freiheit“ bringen, die aber in aller Regel nicht angeboten
wird. Allein das primäre Werkzeug konventioneller Therapien, die
Sprache der Menschen, reicht
von der relativ geringen Artikulationsfähigkeit der Gewalttäter auf der
einen Seite, bis hin zur Fantasiereichen Rede der Betrüger, Verführer
und Abzocker am anderen Ende des Spektrums. Gerade die kulturell und von
der Ein- und Ausbildung her
eingeschränkte Ausdrucksfähigkeit und damit des möglichen
Verständnisses, stellen jeden der sich um therapeutisch weiter führende
Bestrebungen kümmert vor eine schwierige Aufgabe. Es ist Zeit zu
verstehen, dass diese oft die bestehenden
intellektuellen Strukturen
erst überwinden können muss, um Sinn zu machen. Und das nicht nur bei
Klienten, sondern auch beim Therapeuten, sondern auch im Umfeld! In
letzter Konsequenz gehört eben zu einem
erfüllten Leben ein
entsprechendes Reframing
der eigenen Umgebung! Die tradierten psychotherapeutischen Verfahren
kommen aus einem artikulationsfreudigen, meist intellektuellen
bürgerlichen Umfeld, wo man auf die weniger
Wohlhabenden als zu
beherrschend oder im Sinne deren
Welt- und Menschenbild als zu therapieren ansieht.
Mittlerweile sollte wir alle genug erfahren haben, um zu wissen, dass
allein der Lebenswirklichkeitsbezug,
nicht irgend eine Ideologie
und dafür, eine politische
Korrektheit als Norm erstrebenswert weiter als zum nächsten
Trend führt. Man muss also
nur schon von der Ausdrucksweise her flexibel auf die Lebenswirklichkeit
des Empfänger bezogen, und ihm die eigene bewusst machend, umgehen.
Zudem muss man noch berücksichtigen, dass in der noch vorherrschenden
Einbildungskultur Menschen
Schwierigkeiten haben, neu gewonnene Einsichten in ihr eigenes Leben,
oder auch nur schon auf verschiedene Sachverhalte umzusetzen. So muss
man häufig eingehend über die relevanten Lebenssituationen reden, bis
Menschen in der Lage sind, Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten von
sich aus weiter führend zu erkennen. Niemand
heilt Irgendjemand, der ihm
einfach eine als falsch erkannte Ideologie aus-, und eine
massenattraktivere einredet.
Zudem sollte selbst der nüchterne Blick für die
hinreichende Wirklichkeit
nicht das notwendige
Mitgefühl für den Betroffenen verdrängen, dem es nicht beschieden war,
in einer Umgebung aufzuwachsen, die jenes Selbstvertrauen schafft, das
zu einem an der allein an der Lebenswirklichkeit erfüllten Leben
motiviert.
In
der vorherrschenden Einbildungsgesellschaft
verstecken
sich vor allen deren Systemhüter, von Intellektuellen bis hin zum
Politikern und Managern, hinter zeitgeistigen, intellektuellen,
psychologischen oder gar psychiatrischen Argumenten und den sich daraus
meist aus Vorurteilen ergebenden
Theorien bzw. Diagnosen. Damit kann man Untergeben in ihrem
wahren Wesen vor sich selbst verstecken und damit werden sie anfällig
für das vorgeschobene,
Massenattraktive. Wie häufig erfährt der Leser mehr über das
Weltbild seiner Vorgesetzten, der Patient mehr über das des Therapeuten,
als über das eigene und der davon Betroffenen. So entfremdet man
Menschen, als Scharlatan von ihre
Lebensgeschichte, statt ihnen zu deren weiter führendem
Verständnis behilflich zu
sein, wie es wirklichkeitsbezogene Therapeuten tun. Entsprechend solchen
Vorbildern behandeln Menschen sich selbst und ihre Mitmenschen.
Entsprechend sind selbst die Möglichkeiten des Erfolges und Misserfolges
der Psychotherapie bei
Strafgefangenen umstritten! Wir alle sind mit dem
Macho-Gehabe der Mörder und
Totschläger der Lebenserfüllung konfrontiert, die sich oft noch hoher
Achtung erfreuen. Auch die
ausweichende Art der Diebe von Aufmerksamkeit, die
charmanten Gewandtheit der
Betrüger und die versteckten
Absichten der Brandstifter von Meinungsverschiedenheiten
gehören zum Alltag einer wirklichkeitsfremden Gesellschaft.
Erstaunlicherweise haben 2007/8 viel Schweizer Stimmbürger denen, die
perfide, schmutzige Intrigenspiel
inszenieren, eine Abfuhr erteilt. Dafür, den Wirklichkeitsbezug nicht zu
verlieren erweist sich eine einigermassen funktionierende Familie als
Möglichkeit zur Revitalisierung von der vorherrschenden
Psychopolitik
und dem Mobbing. Damit erfahren wir wenigstens rudimentäre Rollenmuster
von menschlicher Beziehung, das zur
sozialen Integration und zur
Lebenserfüllung von Nutzen
sind. Wo Menschen, bei denen Hopfen und Malz verloren sind, diese beiden
Aspekte gegeneinander ausspielen, sprach man früher von Psychopathie,
von „moral insanity“. Heute sollte man soweit gekommen sein, dafür nicht
einfach „sozial“, „lieb“ und „nett“ umzugehen und so das Übel zur Neuen
Tugend zu machen, sondern wenigsten zu versuchen, wie die damit
verbunden Hoffnungslosigkeit anhand der schwierigen, unglücklichen
Lebensgeschichten wenigstens
einigermassen weiter führend verstanden werden kann. Eine soziale
Integration ohne Beziehungsfähigkeit, allen voran zu sich selbst, ist
eben nicht zu haben, und damit eine Einbildungsgesellschaft, wie sie
seit Platons „Ideenhimmel“
vorherrscht, ein Versagermodell. Noch nie waren dafür die Zeichen so
deutlich und jetzt global, an allen Wänden! Dabei sollte man nicht
einfach auf die kulturellen
Schwierigkeiten der Integration ausländischer Volksgruppen
z.B. in den schweizerischen Alltag und in die schweizerische
Gesellschaft ausweichen. Fakt ist, die meisten Schweizer fühlen sich
nicht mehr in die von den Versagern und Verlieren bestimmten
Gesellschaft zu Hause, darum der Erfolg der SVP-Opposition, die aber
auch nicht hinreichend ist! Die
Wertvorstellungen sind sehr verschieden; im Extremfall
Blutrache/Abzocken, was für jeden reellen Menschen eindeutig ein
Verbrechen ist – in gewissen Kulturen/Filz gehört das wie bei der Mafia
eine Mord, zur Aufnahmebedingung/Erwerbsmöglichkeit, zur Pflicht. Also
lässt sich mit Werten offensichtlich kein Staat mehr machen, aber man
kann damit die Kleinen noch immer (vom Einfluss her) hängen, und die
Grossen (weiter mit uns ins Abseits) laufen lassen; darum öffnet sich ja
die Lohnschere...
Es gibt
keine idealen Strafanstalten,
kein ideales geschlossenes System;
sie alle sind, ausgehend von den ihnen zu Grunde liegenden begrifflich
gefassten Idealen, letztlich sich selbst zerstörend! Damit erweist sich
Platons Ideenhimmel, wenn man ihn nur schon begrifflich ernst
nimmt, als Hölle! Um das vor dem
Point of NO Return zu vermeiden, müssen wir uns um eine
Gesellschaft bemühen, die möglichst ohne geschlossene Systeme auskommt.
Das erfordert, dass wir an den Fällen lernen, an denen unser bisheriges
Verständnis, vor allem das in der Wissenschaft organisierte, anstösst.
Noch immer sind das die reellen
Menschen, einerseits als Verbrecher gegen das System (PRE),
anderseits, als über deren Falle (trap) hinaus sich Bemühende (TRANS),
die man immer noch mit allen Mitteln
zurück in geschlossene Systeme haben will! Um Menschen aus
dem von Strafanstalten zurück in diese
Pre-Trans-Trap Gesellschaft zu bewegen, bemüht man den so genannten
tiefenpsychologischen
Ansatz. Er soll aus dem System
Gefallenen, wieder darin Eingeschlossene machen! Diese
pre-trans-trap Philosophie
bezeichnete Karl Popper, allerdings als Philosoph offensichtlich unfähig
den Knackpunkt Wirklichkeitsbezug
zu verstehen, zu Recht als Fluch der
Menschheit! Zu dessen Überwindung sollte man keine
einfacheren Rezepte als die erwarten, welche uns die Intellektuellen
auftischen. Der für Lebens- durch Aufgabenerfüllung hinreichende
Wirklichkeitsbezug ist allerdings einfacher als alle die Aus- und
Schönreden der Intellektuellen für ihre
Versagermodelle! Aber man
muss schon selbst mit
eigenen realistischen, der Wirklichkeit verpflichteten Lösungen
beitragen.
Entsprechend ist
diese Thema bisher vorwiegend durch methodisch kontrollierte,
quantitative Untersuchungen und deren
massenattraktiver Interpretation
durch Systemhüter mit Charisma und Autorität behandelt worden. Für die
praktische Arbeit sind jedoch fallbezogene, qualitative Studien
unverzichtbar. Weder Delinquenz noch die beschriebenen Störungen, die
man auch im Alltagsleben findet sind die alleinige Ursache von
Fehlverhalten. In legalprognostischer Hinsicht kann die Therapie
insoweit die Begleitumstände der Tat verändern mit der Hoffnung, dass
der Täter bei einer besseren psychischen Verfassung von weiteren
Delikten Abstand nehmen kann". In jedem Fall muss jedoch zunächst
geklärt werden, was denn überhaupt therapiert werden soll. Hier erweist
sich eine Analyse der psychischen Hintergründe als günstig. Daraus
lassen sich Ansätze ableiten, die auf konkrete therapeutische Ziele
hinweisen – sofern man das wirklichkeitsbezogen, nicht ideologisch,
zeitgeistig angeht!
Selbst in der Psychotherapie
gibt man zu, dass im Einzelnen ein zu
identifizierendes konkretes Klientel erforderlich sei, um sie sinnvoll
anwenden zu können. Ein Grossteil der Menschen, selbst Insassen von
Gefängnissen, benötigten nach ihren Vertretern keine solchen
Behandlungen, aber viele
bräuchten praktische Lebenshilfen,
etwas hinsichtlich Arbeitsplatz, Wohnung, Partnerproblemen etc.. Zum
anderen fehle es an repräsentativen
Untersuchungen, die Aufschluss über den Anwendungsbereich
deren Therapien, und dafür geeignet erscheinenden Personen geben
könnten. Nicht nur in Bezug auf Menschen im Gefängnis verweist man so
immer wieder auf die besonderen
Schwierigkeiten, die mit dem Vollzug von Psychotherapie
verbunden ist. Es gehe dabei nicht nur darum herauszufinden, welche
Insassen für eine
Psychotherapie in Betracht gezogen werden können. Zur Diskussion stehe
gleichfalls nicht nur die fachliche
Qualifikation des Therapeuten selbst mit seiner jeweilige
Orientierung an einer bestimmten
Schulrichtung oder Methode. Vielmehr spiele auch die enge
Vertrautheit mit dem sozialen Umfeld,
also den Rahmenbedingungen therapeutischer Arbeit z.B. in einer
Justizvollzugsanstalt, eine wesentliche Rolle. Dass diese
Voraussetzungen nicht immer in gleicher Weise in der
Person des Therapeuten
zusammentreffen, erschwere offenkundig einen Überblick über
Anwendungsbereiche und -möglichkeiten. Soviel zur sonst beschworenen
Objektivität der Humanwissenschaft
Psychologie, deren Institutionen zu oft nur Brutstätten des Atheismus
sind!
Und damit appelliert man an
tiefenpsychologisch erfahrene
und als solche im Vollzug tätige Psychotherapeuten, um auch
rechtswirksam, über Verläufe und Ergebnisse ihrer einschlägigen
Tätigkeit zu informieren. Und das wird dann als massgebend
hochgelobt. Das macht einmal
mehr die Binsenwahrheit deutlich, dass solche Wissenschaftler bei ihrer
Tätigkeit vor allem die
Beziehungsstruktur ihres Umfeldes in einem umfassenden Sinne
reflektieren müssen, so als gäbe es keine effektive Wirklichkeit
darunter. Das ist eine Schönrede ihrer eigenen Verfilzung! Reinfried
spricht darüber hinaus vom Aufschluss über Persönlichkeitstypen sowie
Therapieeignung und -grenzen. Dabei wirke sich nach seinen
Praxiserfahrungen im Strafvollzug die Haftdauer nicht selten in ganz
unterschiedlicher Weise aus. Während lange Inhaftierungen sich bei
Mördern und Totschlägern eher
als kontraproduktiv erwiesen, waren sie bei
Räubern tendenziell nützlich.
Auch hier traten die bekannten Schwierigkeiten zutage, die schon
anderwärts bei der Behandlung von
Betrügern festgestellt wurden. Den
heterogensten Täterkreis
bildeten - jedenfalls in therapeutischer Hinsicht - die
Brandstifter. Friedrich Lösel
konstatiert in seinem Vorwort zu Reinfrieds Buch, das Reinfreids
Darstellung gleichsam als eine Art Bestandesaufnahme der gegenwärtigen
Behandlungsforschung abrundet, dass es "keinen
Königsweg für die wirksame Straftäterbehandlung" gäbe. Aber
er ist mit Walter Toman - der gleichfalls ein Vorwort beigesteuert hat -
der Auffassung, dass in der Gesamtheit der
Therapieformen, die im
Justizvollzug zur Anwendung kommen können, auch die tiefenpsychologisch
orientierte Psychotherapie
ihren Platz habe. Diese beiden Vorworte geben freilich wie der Verfasser
selbst unmissverständlich zu erkennen, dass eine solche therapeutische
Arbeit nur auf der Grundlage eines
Gesamtkonzeptes erfolgversprechend erscheint, das die
Vollzugsanstalt als Ganzes einbezieht. Insofern zeigt das Werk Wege auf,
wie eine anspruchsvolle Therapieform, dabei ist immer Psychotherapie
gemeint, in eine schwierige
Lebenssituation (Inhaftierung) integriert werden kann. Doch
Psychotherapie bleibt ein
umstrittenes Thema, wobei im Strafvollzug
Behandlungsmassnahmen
einerseits gefordert werden, andererseits jedoch die
Resozialisierung von
Straftätern als zu kostspielig angesehen wird. Auch wenn eine in den
60er Jahren vorhandene "Behandlungseuphorie"
einer realistischen Einschätzung gewichen ist, wird der Ruf nach
härteren Strafen zunehmend
laut, besonders wenn Kinder Opfer von Sexualverbrechen werden. So wird
letztlich zwischen Behandlung und Strafe oder Spezialprävention und
Sicherung, vordergründig polarisiert. Das zeigt das intellektuelle
Verhaftetsein im dem reellen Menschen
nicht gerecht werdenden Begriffsdenken; es erweist sich immer mehr als
Problem, als dessen Lösung es sich schönredet!
Geschrieben am Tag der politischen Lüge, vor dem Tag der Poesie 2008
|