Abschied

 

Ich trage wo ich gehe, stets eine Uhr bei mir,

wie viel es geschlagen habe, genau seh ich an ihr.

Ich wollte sie wäre rascher gegangen an manchem Tag,

ich wollte sie hätte manchmal verzögert der raschen Schlag.

In meinen Leiden und Freuden, im Sturm und in der Ruh,

was immer geschah im Leben, sie pochte den Takt dazu.

 

Sie schlug am Sarge des Vaters, sie schlug an des Freundes Bahr.

Sie schlug am Morgen der Liebe, sie schlug am Traualtar.

Sie schlug an der Wiege des Kindes, sie schlägt, will's Gott noch oft

wenn bessere Tage kommen, wie meine Seele es hofft.

 

Und ward sie auch manchmal träge, und drohte zu stocken ihr Lauf,

dann zog der Meister immer grosszügig, sie wieder auf.

Doch stünde sie einmal stille, dann wär's um sie geschehn,

kein Andrer als sie fügte, bringt die Zerstörte zum Gehn.

 

Dann müsst ich zum Meister wandern, der wohnt am Ende wohl weit,

wohl draussen jenseits der Erde, wohnt Gott in der Ewigkeit.

Dann brächst ich sie ihm zurück mit dankbar kindlichem Flehn.

Sieh Herr, ich hab nichts verdorben; sie blieb von selber stehen.

 

Das hat Mueti am Silvester 1933 beim Sekundarlehrer Ernst Brugger,

später Bundesrat, gesungen...
 

              

                        
                                        

 

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