Sonntag 13. Februar 2005

Lieber Vati

Auf diesem Bild strahlst Du Dein Wesen am Besten aus. Du hast es in Dir treu bewahrt, auch wenn es jetzt schwieriger geworden ist, ihm eine Form zu geben. Du hast erlebt, dass Du auch nachdem Du es fast verloren gegeben hast, es das doch noch da ist - es ist letztlich in Gottes Hand. Du hast Dich lieber klein gemacht, um den Andern oder die Andere doch noch ein wenig respektieren zu können. Du glaubst vielleicht alle Menschen seien so und verdienten es, und das stimmt ja im Grunde auch. Denn menschliche Gewalt gegen das sehr Schlechte im Menschen hat nicht das letzte Wort. Doch Menschen können auch das Gegenteil von Dir tun; nur das akzeptieren was ihnen beliebt, um Nichts respektieren zu müssen. Da beisst Du auf Granit und Dir die Zähne aus.

So kommt jeder an einen Punkt, wo er alleine nicht mehr weiter weiss, und alles keinen Sinn mehr zu haben scheint. Dazu bist Du mehrmals gestanden, ohne Wenn und Aber und hast es äusserlich zum Guten gewendet. Und so kam Dein Leben aus dieser Wahrheit heraus immer wieder zu Dir zurück. Noch ist das Wesentliche also immer noch da, und lebt nicht vom Brot allein. Es gibt für Dich daraus immer noch Aufgaben, an denen sich Dein Leben erfüllen kann.

Als ich 1980 diese Fragen selbst zu erforschen begann, wo mich die Antworten, welche uns die Welt um die Ohren knallt, nicht zufrieden stellt, warst Du zur Stelle. Ich kann mir mein Leben ohne die Arbeit, die damit möglich geworden ist, nicht vorstellen. Du hast davon nie viel, aber doch das Wesentliche aufgenommen, die andern Meiers verdrängen oder belächeln es; hier ist was eine Frau schreibt, mit der ich, wie auch einmal mit Dir, eine Traumabehandlung gemacht habe:

"...ich habe tatsächlich aufgehört zu Rauchen und mit Sport begonnen!"

Daran hast auch Du einen kleinen Verdienst, ohne Dich wär ich nicht, und ohne Traumabehandlung hätte sie daran nachweislich weiter im Rücken gelitten und dagegen weiter geraucht. Anderen kompensieren anders, einige akzeptieren das Unwesentliche gar als Teil von sich, können das Wesentliche davon nicht so bewahren wie Du.  

So wünsche ich Dir noch einen schönen Sonntag - im Exil, in Hinwil...
Peter

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