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Dr. Reinhard Spreger,
Bestsellerautor und Managementtrainer rät im Tages-Anzeiger vom
10.06.09 alles zu lesen ausser Managementliteratur. Das sei nur mehr
oder weniger gut verpackte Verblödung. Da
muss man sich nicht wundern, dass Firmen wie die UBS
Einkommensmaximierer anziehen, die sich das Unternehmen zur Beute
machen. Ich habe selbst erlebt, wie die UBS die Idee einer
Solidargemeinschaft und
Leistungspartnerschaft bis zur
Identitätszerstörung systemisch subtil ad
absurdum verführt hat.
Für
Sprenger
stehen
demnach nicht mehr die Bestseller im
Vordergrund; oft schreibe er ganz allein für sich,
um sich mehr Klarheit
über die Welt und
sich selbst zu verschaffen. Es sei mit seinen Bestsellern in die
luxuriösen Situation gekommen, nicht mehr arbeiten zu müssen. Er finde
es schrecklich, wenn man die Arbeit als die lästige Pflicht
betrachtet, die einem das Vergnügen
finanziert. Er habe sich vor 20 Jahren dafür entschieden, dass
Zeit-Reichtum der einzige wahre Reichtum
sei. Von da an habe er sich seine Zeit so frei wie
möglich eingeteilt. Doch sein Berateralltag beschreibt er als
komplett unspektakulär. Wenn er dafür unterwegs sei, bestehe er aus
Flugzeug, Taxi, Hotels und einigen Stunden bei den Kunden. Vor zwei
Jahren habe er diesen Teil aber deutlich zurückgefahren, heute habe das
Schreiben Priorität.
Damit
sei er, der Motivationsautor an einen Punkt gelangt, wo er merkte:
Das mit der Selbststeuerung ist nur noch eine
Illusion. Damit reiste er bloss den Aufträgen hinterher und
wusste kaum noch, in welcher Stadt er war. Überall spulte er
routinemässig sein Programm für sehr gutes
Geld ab. Danach gefragt, ob er mehr als Manager wissen, enttäuscht er
damit, dass er auch nicht mehr als diese wisse. Aber
er könne es sich erlauben, etwas zu tun,
was sich kein Manager auf dieser Welt leisten kann:
sich tage-, ja wochenlang mit einem Thema
zu beschäftigen; amerikanischen Studien zufolge wird
ein Manager alle drei Minuten bei seiner Arbeit
unterbrochen.
Da muss
man sich nicht wundern, dass manche Dinge aus dem Ruder laufen. Zudem
sind die Manager wegen des guten Geldes unter
scharfer Beobachtung und grossem
Druck: Wenn einer zu lange
nachdenkt, gilt er als führungsschwacher Zauderer. Der
Adhocismus ist eine der grössten
Krankheiten in den Führungsetagen. Er
verleitet uns dazu, sofort Massnahmen zu
ergreifen, ohne sich gründlich und
gewissenhaft mit den zu erwartenden Spät- und Nebenwirkungen und
schon gar nicht mit der Lebens-Wirklichkeit der Beteiligten und
Betroffenen zu befassen.
Er,
Sprenger könne als Externer, der nicht in die Betriebshektik
eingebunden sei, eine Art Management zweiter
Ordnung betreiben und genau auf die Epiphänomene achten.
Dabei komme es ihm entgegen, dass er nicht primär auf
Betriebswirtschaftswissen zurückgreife. Er
habe gründliche humanistische Studien
betrieben und nie damit aufgehört, sich
weiterzubilden. Deshalb befrage er lieber
Anthropologen, Soziologen, Biologen,
Philosophen und Psychologen als
Wirtschaftstheorie,
Trendforschung und Marktberichte von
Finanzanalysten. Von Gott, der
Wirklichkeit, dem Gewissen und reellen Menschen ist also nicht
die Rede; damit macht man keine Bestseller,
mit deren Tantiemen man dann der Beliebigkeit
frönen kann - so man dann noch kann, und nicht einfach vom
Pseudospiel mit Pseudotrümpfen à la Dr.
Faust verblödet ist. Auch
Prof. Fredmund Malik ist so ein Meister der Schwarzkunst, das
schlecht zu reden, was man eben noch getan hatte. Es ist
massenattraktiv
als Erster seine Sünden zu benennen, wenn sie nicht mehr geil sind, um
dann als erster, die Neue "best practice" in des
Kaiser Neustem Kleid zum Besten zu geben.
So sticht
man also mit den von den organisierten
Wissenschaften
eingebildeten
Pseudotrümpfe#0, #2,
#1
die wirklichen Trümpfe der
meisten Menschen, und das auf deren Kosten, der Unternehmen, letztlich
des Lebensraum Erde! Das ist postnormale Magie;
Schwarzkunst pure mit
schönen Worten für die
Gallerie. Im Jassen
spricht man beim Spiel mit verkehrten Trümpfen von Misèr...
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